Hormonstatus

Wichtig für den Verlauf des "TS-Weges" ist die Feststellung des Hormonstatus vor Beginn der Hormonbehandlung durch einen Endokrinologen, Urologen oder Gynäkologen, auch um auszuschließen, dass eure Transsexualität durch die Einnahme gegengeschlechtlicher Sexualhormone herbeigeführt wurde. Während der Hormonbehandlung ist euer Status natürlich wichtig, um zu sehen, ob ihr mit eurer Medikation richtig "eingestellt" seid.

Der erste Hormonstatus wird später sehr wichtig, wenn der MDK einer Entscheidung zur Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen zustimmen soll.

Beim Vergleich eurer Werte mit nachfolgenden Referenzwerten müsst ihr beachten, dass die Hormonpegel im Laufe eines Tages Schwankungen unterliegen, also um 8.00 Uhr morgens ermittelte Werte sich von denen von 16.00 Uhr unterscheiden.

TSH
Thyroidea-stimulierendes Hormon

TSH ist eines der Hormone, das an der Steuerung der Schilddrüsenfunktion beteiligt ist und wird in der Hypophyse gebildet. Die TSH-Konzentration gibt dem Arzt Aufschluss darüber, ob eventuell ein Defekt der Schilddrüse, des Hypothalamus, oder der Hypophyse vorliegt.

Da die Bildung der weiblichen und männlichen Sexualhormone durch den Hypothalamus und die Hypophyse geregelt wird, ist die Bestimmung des Wertes sehr wichtig, damit keine gegengeschlechtliche Hormonbehandlung in einem schadhaften Regelsystem vorgenommen wird.

Referenzbereiche
0 - 1 Monate 0.6 - 13.5 uU/ml
1 - 12 Monate 1.4 - 8.8 uU/ml
1 - 6 Jahre 0.9 - 6.5 uU/ml
6 - 12 Jahre 0.3 - 4.3 uU/ml
12 Jahre 0.1 - 4.0 uU/ml

PRL
Prolaktin

Prolaktin wird im Hypophysenvorderlappen gebildet, wobei der Prolaktinspiegel einem Tag-Nach-Rhytmus folgt (Frühmorgens niedrig, Nachts hoch). Es steuert bei der Frau indirekt den Zyklus, den Milcheinschuss in die Brust und beim Mann die Fruchtbarkeit.

Eine zu hohe Prolaktinkonzentration hemmt die Hormonproduktion der Gonaden, also die Libido und Potenz. Bei Frauen führt sie zum Ausbleiben der Monatsblutung.

Referenzbereiche
Männer 4.1 - 18.4 ng/ml
Frauen 3.4 - 24.1 ng/ml

Während einer Schwangerschaft kommt es ebenfalls zu einer erhöhten Prolaktinkonzentration, die bis zu etwa 200 ng/ml allerdings normal ist. Diese hohe Konzentration kann ihre Wirkung (Milcheinschuss in die Brust) allerdings erst nach der Geburt durch die Absenkung des Östrogen- und Progesteronspiegels entfalten.

FSH
Follikel-stimulierendes Hormon

Das Follikel-stimulierende Hormon wird im Hypophysenvorderlappen gebildet und wirkt auf die Gonaden. Es regt bei der Frau die Bildung von Östrogen und die Reifung der Eizellen im Eierstock an. Beim Mann sorgt FSH für die Entwicklung der Spermien.

Referenzbereiche
Männer (18-55 Jahre) 1.5 - 12.4 mU/ml
Frauen Follikelphase 3.5 - 12.5 mU/ml
Ovulationsphase 4.7 - 21.5 mU/ml
Lutealphase 1.7 - 7.7 mU/ml
Postmenopause 25.8 - 134.8 mU/ml

LH
Luteinisierendes Hormon

Das Luteinisierende Hormon wird im Hypophysenvorderlappen gebildet und wirkt auf die Gonaden. Bei der Frau unterstützt es die Eireifung, den Eisprung und die Bildung des Gelbkörpers, beim Mann fördert es die Spermienreifung. Es erhöht die Abgabe von Testosteron aus den Leydig-Zwischenzellen des Hodens.

Referenzbereiche
Männer (18-55 Jahre) 2.2 - 6.9 mU/ml
Frauen Follikelphase 2.4 - 12.6 mU/ml
Ovulationsphase 14 - 95.6 mU/ml
Lutealphase 1 - 11.4 mU/ml
Postmenopause 7.7 - 58.5 mU/ml

Östradiol

Östradiol ist eines der wichtigsten natürlichen Östrogene (auch Folikelhormone). Andere sind Östron und Östriol. Östrogene werden hauptsächlich in der ersten Zyklushälfte unter dem Einfluss des follikelstimulierenden Hormons (FSH) in den Eierstöcken gebildet. In der zweiten Zyklushälfte nimmt die Östrogenproduktion wieder ab.

Östrogene signalisieren der Hypophyse die Eizellreife und lösen damit indirekt den Eisprung aus. Sie wirken auch auf das Wachstum der Brustdrüsen, auf die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale und zusammen mit Progesteron und den Gonadotropinen sind sie für den normalen Ablauf des Menstruationszyklus verantwortlich. Auch bei Männern werden geringe Mengen Östrogen in den Hoden und der Nebennierenrinde gebildet.

Referenzbereiche
Männer 14 - 60 pg/ml
Frauen Follikelphase 22 - 215 pg/ml
Ovulationsphase 191 - 572 pg/ml
Lutealphase 22 - 232 pg/ml
Postmenopause - 25 pg/m

Das hier bestimmte Hormon ist das "17-Beta-Östradiol", also das natürliche Östrogen. Wird im Lauf der Hormonbehandlung das synthetische Östrogen "Ethinylestradiol" eingenommen, spiegelt sich das nicht in dem hier gemessenen Wert wieder. Ein ausreichender Östrogenspiegel kann dann nur indirekt über die Werte von FSH und LH bestimmt werden.

Progesteron

Die Gestagene werden, unter dem Einfluss des luteinisierenden Hormons (LH), im Gelbkörper und während der Schwangerschaft in der Plazenta gebildet . Wichtigstes Gestagen ist das körpereigene Progesteron (griechisch: für die Schwangerschaft), das für den normalen Schwangerschaftsablauf sorgt. Die zyklisch im Körper produzierten Gestagene haben darüber hinaus einen Einfluss auf die Körpertemperatur.

Referenzbereiche
Männer - 0,8 ng/ml
Frauen Follikelphase 0.5 - 1.0 ng/ml
Ovulationsphase 0.8 - 2.3 ng/ml
Lutealphase 3.0 - 18.5 ng/ml
Postmenopause 0.1 - 1.5 ng/ml
Schwangerschaft 1.Trimenon 13.0 - 44.0 ng/ml
2.Trimenon 44.0 - 175 ng/ml

Testosteron

Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon (Androgen). Seine Wirkung beruht vor allem in der Entwicklung bzw. Ausprägung der männlichen primären Geschlechtsorgane, sowie der Steuerung der Spermienproduktion. Außerdem beeinflusst es sekundäre Geschlechtsmerkmale wie z.B. den Bartwuchs und die Muskelmasse. Es wirkt bei der Blutbildung mit und ist gewebeaufbauend. Nicht zuletzt steuert Testosteron bestimmte Stimmungen und Verhaltensweisen, wozu vor allem die Steuerung der sexuellen Erregung gehört. Testosteron wird in den Hoden gebildet und von dort über das Blut zu den Zielrezeptoren transportiert. So reguliert es auch das Haarwachstum, hat aber je nach Körpergegend gegenteilige Wirkungen: Das Wachstum von Bart, Scham- und Achselbehaarung (auch bei Frauen) wird gefördert, das Wachstum von Kopfbehaarung aber gehemmt (siehe auch Haarausfall).

Referenzbereiche
Männer (18-55 Jahre) 3.2 - 7.4 ng/ml
Frauen 0.06 - 0.86 ng/ml

Mit steigendem Lebensalter nimmt die Testosteronproduktion beim Mann ab, wobei dies aber stetig, und nicht plötzlich, wie beim weiblichen Östrogenspiegel in den "Wechseljahren" geschieht. Zum heutigen Zeitpunkt weiß man noch nicht, welcher Hormonspiegel in welchem Alter als "normal" anzusehen ist.