Menschlichkeit bei der Begutachtung
Am 17.10.2003 begrüßten wir Frau Dr. med. Ingrid Kamps, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, zum Thema "Begutachtung" in unserer Gruppe.
Der folgende Text soll Frau Dr. Kamps als Gutachterin vorstellen, und nicht auf die gestellten Fragen und Kommentare eingehen, da diese teilweise persönlicher Natur waren und hier nicht hingehören.
Frau Dr. Kamps leitete vormals als Oberärztin den sozialpsychiatrischen Bereich der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der RWTH Aachen und ist nun Chefärztin der Psychiatrie des Kreiskrankenhaus Siegen.
Im Rahmen ihrer Arbeit ist sie u.a. mit der Diagnostik, Beratung, Indikation zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen, therapeutischen Begleitung und der Begutachtung im Rahmen von Antragsverfahren beschäftigt.
Frau Dr. Kamps ist erstmals 1991, zunächst als Vertretung, mit dem Thema Transsexualität betraut worden. Aus der natürlich anfänglich vorhandenen Angst, Fehler in der Beratung zu begehen, gewann das Interesse und die Freude an ihrer Arbeit mit Betroffenen die Oberhand. Aus diesem Grund suchte sie weitergehende Informationen im Arbeitskreis, durch Austausch mit Kollegen, Operateuren, Endokrinologen, etc.
Ihre Anregung zur Bildung eines Netzwerkes von Psychotherapeuten im Bereich Aachen und Köln gestaltete sich sehr schwierig und war nicht von Erfolg gekrönt.
Mittlerweile hat Frau Dr. Kamps umfangreiche Erfahrungen mit TS-Patienten, sowohl in der psychotherapeutischen Begleitung der Betroffenen, sowie deren Partnern und Kindern, als auch in der Gutachtenerstellung.
Die Gründe für Transsexualismus sieht sie eher genetisch bedingt, wobei der biographische Verlauf natürlich ebenfalls seinen Anteil dazu beiträgt.
In ihren Augen ist die Entscheidung zur Hormongabe die im gesamten Prozess markanteste und damit besonders sorgfältig zu stellen, weil in vielfacher Hinsicht irreversible Entwicklungen v.a. im körperlichen Bereich gebahnt werden. Dennoch bedarf es bei der Zustimmung zur GA-OP gleichermaßen Sorgfalt, wobei es hier auf die Frage des Leids, der inneren Stimmigkeit und der Lebbarkeit in der neuen Rolle ankommt.
Bei der Begutachtung von Betroffenen schaut Frau. Dr. Kamps eher auf den Menschen vor sich und behutsam auf die Gutachterkriterien. Sie möchte keine Bilderbuchgeschichten hören. Die erzählte Biographie und die Entwicklung müssen nachvollziehbar, und die Lebbarkeit der Rolle deutlich sein.
Seit dem Beginn ihrer Beschäftigung mit dem Thema Transsexualität, hat Frau Dr. Kamps einen Fall abgelehnt, weil sehr schnell feststand, dass der Transsexualismus eine andere Ursache hatte. Weiterhin entschlossen sich im Laufe dieser Zeit zwei Betroffene während ihrer therapeutischen Begleitung, einen anderen, für sich lebbaren Weg zu gehen.
Wie aus späteren Gesprächen unter den Anwesenden zu erfahren war, hat Fr. Dr. Kamps durchweg einen sehr kompetenten, freundlichen und vor allen Dingen menschlichen Eindruck hinterlassen. Deshalb möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für ihren Besuch bedanken.