Antrag auf Vornamens- und Personenstandsänderung
Antragsmöglichkeiten
Nach dem Transsexuellengesetz (TSG) können beim zuständigen Amtsgericht drei verschiedene Anträge gestellt werden:
- Antrag auf Vornamensänderung (TSG §1)
- Antrag auf Personenstandsänderung (TSG §8)
- Antrag auf Vorabentscheidung zur Personenstandsänderung (TSG §9)
Normalerweise waren für die Anträge nach §1 ("kleine Lösung") und §8 ("große Lösung") jeweils zwei voneinander unabhängige Gutachten notwendig. Um die zweiten Gutachten zu umgehen, konnten mit dem Antrag nach §1 auch der Antrag nach §9 gestellt werden, woraufhin die Gutachter vom Gericht aufgefordert wurden, in ihren Gutachten auch den Gesichtspunkt der Personenstandsänderung zu berücksichtigen, auch wenn die Voraussetzungen für die diese noch nicht erfüllt waren.
Durch nachfolgend aufgeführte Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) ist ein Antrag nach §9 obsolet. Es kann direkt ein Antrag nach §1 und §8 gestellt werden (s.u.).
Anmerkung: Leider gibt es Amtsgerichte die auf den Beschluss der Nichtanwendbarkeit von §8 Abs.1 Nr.3 und 4 (s.u.) des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) mit einer Aussetzung des Verfahrens reagieren. Dazu hat das BVerfG am 27.10.2011 in einem Verfassungsbeschwerdeverfahren aber schon entschieden (1 BvR 2027/11), dass die Personenstandsänderung, bis zu einer Neuregelung des TSGs, trotzdem anzuwenden ist.
Entscheidungen des BVerfG
Bis 1983 erlaubte das TSG Transsexuellen unter einem Alter von 25 Jahren nicht, einen Antrag auf Vornamens- oder Personenstandsänderung zu stellen. Diese Altersregelung wurde durch das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) aufgehoben (bei der Personenstandsänderung durch 1 BvR 938/81 vom 16.03.1982 und bei der Vornamensänderung durch 1 BvL 38, 40, 43/82 vom 26.01.1993).
Das TSG sah außerdem vor, dass Betroffene nach der Vornamensänderung, wären sie eine Ehe eingegangen, die Vornamensänderung unwirksam geworden wäre (TSG §7 Abs. 1 Nr.3). Dieses gesetzliche Regelung wurde am 06.12.2005 vom Bundesverfassungsgericht (BVerfG) aufgehoben (1 BvL 3/03), wobei ebenfalls deutlich gemacht wurde, dass auch das Zeugen oder Gebären eines Kindes kein automatischer Grund zur Aberkennung des Vornamens darstellt (TSG §7 Abs. 1 Nr.1).
2008 wurde die gesetzliche Regelung des TSG, die zur Personenstandsänderung geforderte "Ehelosigkeit", vom BVerfG, als nicht mit dem Grundgesetz (GG) vereinbar für nicht anwendbar erklärt (1 BvL 10/05, vom 27.05.2008).
Mit einem weiteren Beschluss vom 11.01.2011 (1 BvR 3295/07) stellte das BVerfG die weiteren Voraussetzungen zur Personenstandsänderung, die geschlechtsangleichende Operationen (GA-OPs), als auch die dauerhafte Fortpflanzungsunfähigkeit (TSG §8 Abs.1 Nr.3 und Nr.4), als mit dem GG unvereinbar (die körperliche Unversehrtheit) fest.
Anmerkung: siehe auch Änderungen des Transsexuellengesetzes und Eingetragene Lebenspartnerschaft und Ehe
Gültigkeit für Ausländer
Das TSG war von Beginn an eigentlich nur für Deutsche gedacht. In Deutschland lebende Menschen ausländischer Nationalität waren von der Nutzung des Gesetzes ausgeschlossen. Damit waren diese Menschen auf ihr Heimatland angewiesen. Wenn es dort allerdings keine rechtlichen Regelungen für Transsexuelle gab, waren diese Menschen von der rechlichen Anerkennung der empfundenen Geschlechtzuordnung ausgeschlossen.
Die Antragsmöglichkeit nur für Deutsche wurde durch den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 18.07.2006 (1 BvL 12/04) für nicht mit dem GG vereinbar erklärt, und durch Änderung des Transsexuellengesetzes (TSG §1 Abs.1 Nr.3b - 3d) am 20.07.2007 geändert.
Antrag
Titel
Antrag auf Vornamens- (TSG §1) und Personenstandsänderung (TSG §8)
Inhalt
- bisheriger Name, Geburtsdatum und -ort
- Wohnort und Staatsangehörigkeit
- Antragsbegründung (seit wann das Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht besteht und sich dies nicht mehr ändern wird)
- zukünftiger Name
- zwei Gutachter (wenn bestimmte gewünscht)
Anlagen
- Beglaubigte Kopie der Geburtsurkunde
(erhältlich beim zuständigen Standesamt/Bürgeramt) - Meldebescheinigung
(erhältlich beim zuständigen Einwohnermeldeamt/Bürgeramt) - tabellarischer Lebenslauf
- transsexueller Lebenslauf
Die Anlagen sind am besten nochmals beim zuständigen Amtsgericht nachzufragen, da es hier von Amt zu Amt Unterschiede gibt Die Lebensläufe werden z.B. nicht überall verlangt, sind aber bei der Begutachtung von Vorteil.
Anmerkung: siehe auch Personenstandsänderung (Präsentationsunterlagen eines Gruppenabends)