Diagnoseschlüssel

ICD

Ein Diagnoseschlüssel ist ein Verschlüsselungssystem im Gesundheitswesen um Krankheitsgruppen in einer Systematik zu definieren und in Klassen einzuteilen. Er wird z.B. von eurem Hausarzt auf Überweisungen an Fachärzte und Krankenäuser, sowie auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen an die Krankenkasse verwendet.

Ein internationaler Diagnoseschlüssel wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt und nennt sich International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme), kurz ICD.

Entsprechend der Entwicklungen und Erkenntnisse im Bereich des Gesundheitswesens, werden jeweils aktuelle Revisionen korrigiert, oder durch neue ersetzt. Eine jeweils entsprechende deutschsprachige Ausgabe wird vom ↗ Deutschen Instititut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit erstellt.

Die Begriffe Transsexualismus und Transvestismus tauchten erstmals in der ICD-9 von 1975 im Kapitel V "Psychiatrische Krankheiten - (..) nichtpsychotische psychische Störungen" unter dem Schlüssel 302 "Sexuelle Verhaltens­abwei­chungen und Störungen" auf, während Homosexualität als Krankheit 1992 aus dem ICD-Katalog verschwand. Die ICD-9 wurde in Deutschland, als auch der DDR, ab 1979 eingesetzt.

In der aktuellen 10. Revision ICD-10 von 1994 befinden sich die relevanten Diagnoseschlüssel im Kapitel V "Psychische und Verhaltensstörungen, Gliederung F64 - Störungen der Geschlechtsidentität" (s.u.). Sie ist seit dem 1.Januar 2000 in Deutschland, zunächst als ICD-10--SGB-V , ab 2004 als ICD-10-GM (German Modification), gültig.

Eine neue 11. Revison ↗ ICD-11 soll 2019 von der WHO verabschiedet werden und 2022 in Kraft treten. In der Entwurfsfassung erscheint Transsexualität im Kapitel 17 (Conditions related to sexual health) unter "Geschlecht­liche Nicht­überein­stimmung" (Gender incongruence) - Gliederung HA60 (Gender incongruence of adolescence or adulthood) und HA61 (Gender incongruence of childhood). Damit gilt Transsexualismus nicht mehr als psychische Krankkeit. Der Begriff Transvesitismus ist im ICD-Katalog nicht mehr enthalten.

Anmerkung: Als zweites Land in der Welt, nach Frankreich 2010, stuft Dänemark seit dem 1. Januar 2017 Transsexualität nicht mehr als Krankheit ein, um einer Stigmatisierung von Betroffenen entgegenzuwirken.

Am 22.04.2015 hat die Parlamentarische Vesammlung des Europarats in der ↗ Resolution 2048 seine 47 Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, die Klassi­fi­zie­rung als Krankheit national zu ändern, und für eine internationale Änderung (WHO) einzutreten.

Anmerkung: zur geschichtlichen Entwicklung siehe auch Entstehung und Entwicklung der Trans-Begriffe, Entstehung des Trans­sexuellen­gesetzes (TSG) und Behandlungs­leitlinien

ICD-10
F64 Störungen der Geschlechts­identität

F64.0 Transsexualismus

Der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden. Dieser geht meist mit Unbehagen oder dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht einher. Es besteht der Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen.

F64.1 Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen

Tragen gegengeschlechtlicher Kleidung, um die zeitweilige Erfahrung der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht zu erleben. Der Wunsch nach dauerhafter Geschlechtsumwandlung oder chirurgischer Korrektur besteht nicht; der Kleiderwechsel ist nicht von sexueller Erregung begleitet. Störung der Geschlechtsidentität in der Adoleszenz oder im Erwachsenenalter, nicht transsexueller Typus.

Exkl.: Fetischistischer Transvestitismus (F65.1)

F64.2 Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters

Diese Störung zeigt sich während der frühen Kindheit, immer lange vor der Pubertät. Sie ist durch ein anhaltendes und starkes Unbehagen über das zugefallene Geschlecht gekennzeichnet, zusammen mit dem Wunsch oder der ständigen Beteuerung, zum anderen Geschlecht zu gehören. Es besteht eine andauernde Beschäftigung mit der Kleidung oder den Aktivitäten des anderen Geschlechtes und eine Ablehnung des eigenen Geschlechtes. Die Diagnose erfordert eine tiefgreifende Störung der normalen Geschlechtsidentität; eine bloße Knabenhaftigkeit bei Mädchen und ein mädchenhaftes Verhalten bei Jungen sind nicht ausreichend. Geschlechtsidentitätsstörungen bei Personen, welche die Pubertät erreicht haben oder gerade erreichen, sind nicht hier, sondern unter F66.- zu klassifizieren.

Exkl.: Ichdystone Sexualorientierung (F66.1)Sexuelle Reifungskrise (F66.0)

F64.8 Sonstige Störungen der Geschlechtsidentität

F64.9 Störung der Geschlechtsidentität, nicht näher bezeichnet

Störung der Geschlechtsrolle o.n.A.