Sexualhormone

Die Sexualhormone gehören zur Gruppe der Steroidhormone und werden in den Gonaden (Keimdrüsen/innere Geschlechtsorgane, also Hoden und Ovarien) und der Nebennierenrinde des Körpers gebildet (siehe Endokrines System der Sexualhormone).

Bezogen auf die Hormonproduktion ist die Geschlechtsdifferenzierung nicht eine Frage des "ganz oder gar nicht", sondern des "mehr oder weniger" (siehe auch Hormonstatus).

Bei den Geschlechtshormonen wird wie folgt unterschieden:

Androgene

Androgene sind die männlichen Sexualhormone, die im Hoden, und bei Mann und Frau auch in der Nebennierenrinde gebildet werden. Testosteron ist das wichtigste Androgen und steuert den Geschlechtstrieb, die Spermienbildung, das Muskel-, Stimmband- und Genitalienwachstum. Eine Wirkform des Testosterons ist DHT (Dihydrotestosteron), das, in den Zielzellen gebildet, u.a. Einfluss auf die Talgdrüsen (fettglänzende Haut und Haare, Akne), die männliche Körperbehaarung, z.B. Bartwuchs, aber auch Haarausfall hat.

Östrogene

Östrogene sind weibliche Sexualhormone, die aus Testosteron in den weiblichen, als auch männlichen Keimdrüsen, den Fett- und Muskelzellen, sowie der Brust gebildet werden (Aromatase). Während der Schwangerschaft werden Östrogene auch in der Plazenta zum Aufbau der Gebärmutterschleimhaut produziert. Das wichtigste Östrogen (neben Östron und Östriol) ist das Östradiol, das für Ausbildung und Aufrechterhaltung der weiblichen Geschlechtsmerkmale verantwortlich ist. Östrogene wirken in geringem Maße auch hemmend auf die Talgproduktion.

Neben den natürlichen gibt es auch die synthetischen Östogene, das Ethinylestradiol, dem wichtigsten Inhaltstoff der Anti-Baby-Pille. Der Vorteil von Ethinylestradiol liegt in seiner Halbwertzeit, der Zeit, in der es vom Körper abgebaut, bzw. über das Urin ausgeschieden wird. Während diese Halbwertzeit bei natürlichen Östrogenen (z.B. Estradiol) bei etwa einer halben Stunde liegt, beträgt sie hier etwa 20 Stunden. Allerdings belastet Ethinylestradiol um ein vielfaches die Leber bei oraler Aufnahme (siehe auch Applikationsformen von Hormonen).

Gestagene

Gestagene (Gelbkörperhormone) sind weibliche Sexualhormone, deren wichtigester Vertreter das Progesteron (natürliches Gestagen) ist. Das Progestoron wird im Gelbkörper der Ovarien (Eierstöcke) gebildet und ist für das Zustandekommen und den Erhalt einer Schwangerschaft wichtig. Kommt eine Schwangerschaft zustande wird die Produktion des Gelbkörperhormons von der Plazenta (Mutterkuchen) übernommen und über die gesamte Schwangerschaft aufrechterhalten. Nistet sich kein befruchtetes Ei in der Gebärmutterschleimhaut ein, kommt es durch die fehlende Gestagenbildung zur Menstruationsblutung.

Neben den natürlichen gibt es auch die synthetischen Gestagene, die nicht in der Lage sind, eine Schwangerschaft zustandekommen zu lassen und aufrechtzuerhalten. Diese Gestagene sind in Antinandrogenen, sog. "Rezeptorblockern", enthalten und in der Lage, durch Androgene hervorgerufene Krankheitsbilder, wie etwa Vermännlichungserscheinungen bei Frauen (z.B. Haarausfall, übermäßige Körper- und Gesichtsbehaarung, Akne), zu bekämpfen, in dem sie die Bindung des Androgens an den Zielzellen verhindern. Eines dieser synthetischen Gestagene mit antiandrogener Wirkung ist das Cyproteronazetat, das, sehr hoch konzentriert, im Androcur enthalten ist (siehe auch Endokrines System der Sexual­hormone (1. Grafik)).