Haarausfall (Alopezie)

Ursachen

Die Ursachen von Haarausfall sind vielfältig. Schuld daran sein können:

  • Gene - Vererbung durch die Eltern und Großeltern
  • Krankheiten - Hormonstörungen (Schilddrüse), Medikamente
  • Streß
  • Ernährung
  • Alter

Je nach Ursache können ausgefallene Haare wieder nachwachsen, oder aber auch nicht. Im Alter wird das Haar dünner und lichter. Diese Haare werden nicht wieder nachwachsen.

In den anderen Fällen muss man den Ursachen auf den Grund gehen. Die Haare sind dabei das "Barometer" des Körpers.

Neben der Ursachen­beseitigung können dabei auch verschiedene Arzeneien helfen. Bedenkt aber: Ausprobieren - Was bei einem Menschen wirkt, muss nicht unbedingt bei einem Anderen auch wirksam sein.

Wenn ihr euch dazu entschließt, eines dieser Mittel einzunehmen, beachtet bitte: Es sind Medikamente. Wendet euch an euren Arzt oder Apotheker.

Bekämpfung

Um aber den beginnenden Haarausfall aufzuhalten, oder noch nicht vollständig ausgefallene Haare zu reaktivieren, gibt es eine mittlerweile unübersichtlich Menge von Präparaten auf dem Markt, die trotz ihrer hohen Preise in der Wirkung sehr zu Wünschen übrig lassen können.

Unter den nicht-hormonell-wirkenden Mitteln ist der Wirkstoff Minoxidil der einzige, dessen Wirksamkeit nachgewiesen wurde.

Als wirkungsvoll haben sich auch hormonell wirkende Haarwasser und Medikamente erwiesen, die die o.g. Umwandlung von Testosteron zu DHT verhindern (Siehe auch Endokrines System der Sexualhormone (1. Grafik)). Allerdings hat in den USA bereits 1998 die FDA (U.S. Food and Drugs Administration) Herstellern untersagt, bei Anwendung einen garantierten Erfolg zu suggerieren.

Die eingesetzten Wirkstoffe bei diesen Produkten sind 17-alpha-Estradiol, Finasterid und Dutasterid.

Anmerkung: siehe auch Gesundheitsreformen (Zuzahlungen) und Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung (Kostenübernahme für einen Haupthaarersatz)

Minoxidil

Der Wirkstoff Minoxidil wurde bereits schon vor etwa 20 Jahren zur Bekämfung von Bluthochdruck in den USA zugelassen, wobei als eine Nebenwirkung vermehrte Körperbehaarung festgestellt wurde.

Über den Wirkmechanismus liegen bis heute keine genauen Erkenntnisse vor, wobei aber vermutet wird, dass das Haarwachstum duch eine verbesserte Durchblutung der versorgenden Gefäße und Haarpapillen (unten an den Haarwurzeln) ausgelöst wird.

Der lokal auf dem Kopf anzuwendende Wirkstoff ist in den Tinkturen und Schaum Regaine Frauen und Regaine Männer erhältlich, die sich in ihren Lösungskonzentration (2% Frauen, 5% Männer) unterscheiden und durch Applikatoren zweimal täglich auf der Haut aufgetragen werden.

Die Behandlung mit Regaine muss dauerhaft erfolgen, da die Wirkung nach dem Absetzen nachlässt.

17-alpha-Estradiol

17-alpha-Estradiol (Alphastradiol) ist ein synthetisch hergestelltes Hormon, das die Reduktase hemmt und die Bildung von DHT verringert. Trotz seiner Östrogenstruktur greift dieses Hormon, auch bei Männern, nicht in den Hormonhaushalt ein.

Dieser Wirkstoff ist rezeptfrei als Tinktur Ell-Cranell alpha im Handel und wird mit einem Applikator einmal täglich aufgetragen (nicht zu verwechslen mit "Ell-Cranell dexa", das Kortison enthält und rezeptpflichtig ist).

Wie auch bei Regaine muss die Behandlung dauerhaft erfolgen, da sonst die Wirkung nach dem Absetzen nachlässt.

Finasterid

Finasterid hat eine sehr gute Bioverfügbarkeit (ca. 80%). Nach einer Einnahme von 1mg sinkt der Dihydrotestosteronspiegel innerhalb von 24 Stunden um mehr als die Hälfte ab. Der Testosteron- und Estradiolspiegel steigen an, bleiben jedoch im Bereich der Normwerte (Quelle: E. Gysling, Finasterid zur Behandlung der Alopezie, 1998).

Bei MzF-Transsexuellen sind sogar einige Nebenwirkungen des Wirkstoffs Finasterid, der eigentlich gegen gutartige Prostatavergrößerung eingesetzt wird, erwünscht. Die Nebenwirkung ist allgemein gesprochen "Verweiblichung". Im Einzelnen können u.a. eine Verringerung der Libido, Errektionsstörungen, Brustwachstum (Gynäkomastie) und eine Verminderung der Körperbehaarung auftreten.

Aufgrund weiterer Nebenwirkungen sind Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, sowie Frauen, isb. in der Schwangerschaft, von der Behandlung mit diesem Wirkstoff ausgeschlossen.

Die sich auf dem Markt befindlichen Medikamente sind Proscar und Propecia, die sich durch ihren Anteil an Finasterid unterscheiden (Proscar 5mg, Propecia 1mg). Während Proscar, wie schon erwähnt, bei der Behandlung einer vergößerten Prostata eingesetzt wird, ist Propecia eine sog. "Lifestylepille", weshalb ihre Kosten zur Behandlung von Haarausfall nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden.

Eine kleine sichtbare Wirkung ist frühstens nach etwa 3 Monaten zu erwarten. Setzt ihr das Medikament irgendwann ab, beginnt das Drama Haaraufall wieder von vorn.

Dutasterid

Neben dem bewährten Finasterid wurde auch ein neuer Wirkstoff Dutasterid gefunden, der in Deutschland seit 2004 in dem Medikament Avodart, ebenfalls zur Behandlung gutartiger Prostatavergrößer​ung, im Handel ist.

Die o.g. Reduktaste von Testosteron in DHT geschieht durch zwei verschiedene Enzyme (Typ I und II). Während Finasterid besonders die Typ II-Reduktase verhindert, verhindert Dutasterid ebenfalls die des Typ I, deren Enzyme sich vor allem in der Leber und der Kopfhaut befinden. Die DHT-Konzentration wird dabei von Finasterid um 70%, von Dutasterid um 90% gesenkt.

Dieser Wirkstoff befindet sich zur Behandlung von Alopezie noch im Zulassungsverfahren, weshalb es sich bei einer Verordnung durch einen Arzt um einen Off-Label-Use handelt.