Alltagserfahrung, Alltagserprobung, Alltagstest
Die Alltagserprobung, oder auch der Alltagstest, ist der wohl schwierigste Schritt für Betroffene auf ihrem "TS-Weg". Sie "stellen" sich in der ihnen zugehörigen, gewünschten Geschlechterrolle der Öffentlichkeit.
Dass dies der schwierigste Schritt ist, wird darin deutlich, dass er vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK), in seinen Behandlungsleitlinien, über mehrere Monate als
full-time real-life experience
, also Vollzeit-Alltagserfahrung, vor jedweder medizinischen Massnahme gefordert wird, um eine Kostenübernahme durch die
gesetzlichen Krankenkassen empfehlen zu können.
Im Unterschied der Standards of Care for Gender Identity Disorders zu den von ihr abgeleiteten Behandlungsleitlinien des MDK, unterscheiden die Standards of Care zwischen Alltagserprobung (-erfahrung/-erleben) und Alltagstest. Ein Alltagstest wird von Entscheidungsträgern manchmal als Test interpretiert, die Entschlossenheit von Betroffenen und ihre Fahigkeit in der gewünschten Geschlechterrolle zu bestehen zu prüfen. Diese Sichtweise kann bei einem Abbruch des Tests, also "Nichtbestehen", zu einer Fehldiagnose bei einer Geschlechtsidentitätsstörung aufgrund mangelder Stärke von Betroffenen führen.
In den Behandlungsleitlinien werden beide Begriffe gleichgesetzt. Obwohl in ihnen gefordert wird, die Alltagserprobung soll sozial verträglich angelegt sein und nicht als durchzustehender 'Härtetest' verstanden werden
, kann sie,
aufgrund fehlender medizinischer Maßnahmen bei der Frau-zu Mann-, und erst recht bei der konfliktreicheren Mann-zu Frau-Entwicklung, ihr Ziel die innere Stimmigkeit des Identitätsgeschlechtes (..) und die Lebbarkeit
der gewünschten Geschlechtsrolle zeigen und (..) zu einem Zugewinn an Lebenszufriedenheit führen
zu erreichen extremst erschweren oder sogar verhindern.
Diesen Konflikt müssen die Betroffenen durch ihr "Vorgehen" in Verbindung mit ihrer psychotherapeutischen Begleitung lösen.
Anmerkung: Wenn ihr den "TS-Weg" beschreitet, geht ihn Schritt für Schritt und lasst euch Zeit. Denkt dabei auch an eure Freunde und Angehörigen. Wenn ihr ihn zu schnell geht, werden sie euch nicht folgen können.